Emotional und ausdrucksstark
Das "Tschechoslowakische Kammerduo" spielte auf Einladung des Kulturrings Fallingbostel ein Konzert mit Werken böhmischer Komponisten. Die beiden Künstler, der tschechische Violinist Pavel Burdych und die slowakische Pianistin Zuzana Beresová begannen 2004 als Duo zu musizieren. Im Ratssaal spielten sie Werke des 19. und frühen 20. Jahrhunderts.
Breite Skala an Emotionen, Vitalität und Ausdruckskraft: Das Kammerduo begeisterte
Die beiden begannen mit Kompositionen von Leos Janácek (1854-1928), der bin Deutschland vor allem durch seine Oper "Das schlaue Füchslein" bekannt ist. Er war einer der ersten, der Volkslieder sammelte, die wie auch die tschechische Sprache seine Kompositionen rhythmisch beeinflusst haben.
Seine "Romanze" beginnt mit einer romantischen Melodie auf der Violine, auf die das Klavier antwortet, bis sich beide Instrumente schließlich in einem Duett in Ausdruck und Tempo steigern. Janáceks "Sonate für Violine und Klavier" zeigt noch die klassische Sonatensatzform; der 1. Satz, Con moto, ist in der Tat voller Bewegung, melodiös und mit verspielten Triolen und Pizzicati. Es folgt eine rhapsodischmelodiöse Ballade, die dann in ein beschwingtes Allegretto übergeht, das einige folkloristische Themen enthält. Den Finalsatz bildet ein fast hymnisch gestaltetes Adagio. Die tschechische Seele dieser Kompositionen brachten die Musiker voll zum Ausdruck.
Es folgten Werke von Antonin Dvorak (1841-1904), der gemeinsam mit Smetana als Begründer der tschechischen Musikkultur gilt. Die drei Kompositionen, die das Tschechoslowakische Kammerduo spielte, sind gute Beispiele von Dvoraks folkloristischem Stil. Seine "Ballade, op. 15" zeigt allerdings auch noch deutliche Einflüsse von Klassik und Romantik.
Nach einem feierlichen Einstieg auf der Violine wird das Thema von beiden Instrumenten weiter verarbeitet und kehrt leise zum melodischen Anfang zurück. Das "Capriccio B. 81" entstand um 1887 und zeigt schon seine weitere kompositorische Entwicklung mit eindrucksvollen, kapriziösen Läufen, die von beiden Musikern mit scheinbarer Leichtigkeit gemeistert wurden. Wieder ein hohes, leises Ende mit viel Gefühl auf der Violine gespielt. Die "Nocturne, op.40" mit einem ruhigen, sehr melodischen Einstieg auf der Violine führt nach kurzer Intensivierung wieder zurück zu den leisen Tönen. Heimatliebe, Freude am Leben und eine tiefe Religiosität scheinen hier ihren Ausdruck gefunden zu haben. Technisch waren diese Werke für beide Musiker eine große Herausforderung, die sie souverän gemeistert haben. Burdych spielte selbst in sehr hohen Lagen immer ganz sauber.
Bedrich Smetana (1824-84) war selbst Pianist und schrieb 1887 die beiden Duos für Violine und Klavier "Aus der Heimat". Ohne tschechische Volkslieder zu zitieren zeigt die Musik dennoch charakteristische Merkmale der Volksmusik, die er - man könnte sagen - programmatisch umsetzt.
Josef Suk (1874-1935), ein erfolgreicher Violinist, war der Schwiegersohn Dvoraks, den er bewunderte und von dem er beeinflusst war. Seine frühe Komposition "Liebeslied, op.7" könnte vom Charakter her auch ein Wiegenlied sein, sehr melodisch, verträumt und natürlich sehr emotional.
Bohuslav Martinu (1890-1959) war ab 1906 Schüler von Suk. Er wird oft als Neoklassizist bezeichnet, fand aber seinen ganz eigenen emotionalen Stil in der böhmischen Tradition. Martinus "Tschechische Rhapsodie H. 307" rundete dieses Konzert tschechischer Musik mit ihrer breiten Skala an Emotionen, Vitalität und Ausdruckskraft ab.
Da alle dargebotenen Werke des Abends tschechische Kompositionen waren, gab es als Zugabe ein slowakisches Werk. Stehende Ovationen belohnten die beiden jungen Musiker für ihre fantastische Leistung.
Dr. Waltraud Proescholdt