Ungestüm dahinbrausende Musik
Ihr überragendes Können präsentierte das "Tschechoslowakische Kammerduo" Pavel Burdych (Violine) und Zuzana Berešová (Klavier). Die beiden setzten einen tollen Schlusspunkt unter die von Oliver Schell organisierte Kammermusiksaison 2015/16 im Wolfacher Rathaussaal.
Wolfach. Der Abend begann mit der schwärmerischen Musik von Antonín Dvorák. Der Romanze op. 11 folgte die dreisätzige Sonate F-Dur op. 57. Nach einem vorwärtsdrängenden Allegro und dem ruhig und ausgewogen musizierten zweiten Satz lieferten die beiden Interpreten im abschließenden "Allegro molto" mit seinem ungezwungen-heiteren Thema voll Dvorák-typischer Volkstümlichkeit eine vorzügliche Kostprobe ihres innigen Zusammenspiels mit eindrucksvoller Präzision und zupackender Gewitztheit ab.
Mit Leoš Janáceks von fließender Bewegung und perlenden Läufen bis hin zu entrückter Sinnlichkeit geprägten Ballade verzauberte das Duo seine Zuhörer. Bodenständiger hingegen wirkte Bedrich Smetanas Stück "Aus der Heimat", das mit liedhaft-tänzerischem Schwung eine große Lebensfreude ausstrahlte.
Zum mitreißenden Höhepunkt des Abends geriet Bohuslav Martinus "Tschechische Rhapsodie" H. 307, die mit ihrem Habitus an den frühen Strawinsky erinnerte. Hatten Burdych und Berešová die anderen Stücke des Abends bereits auf erstklassigem Niveau interpretiert, steigerten sie hier nochmals ihre musikalische Gestaltungskraft und beherrschten in jedem Moment alle Details dieser ungestüm dahinbrausenden Musik. Nichts entging ihrer konzentrierten Ernsthaftigkeit und ihr Spiel wirkte niemals nur selbstverliebt-virtuos.
Ruhigere Gefilde durchmaß das Duo mit dem melancholischen Liebeslied op. 7 von Josef Suk. In Dvoráks Capriccio B. 81 präsentierten die beiden Musiker abermals ihre famosen Fähigkeiten im akkuraten Zusammenspiel. Und insbesondere Burdych verdeutlichte, wie wundervoll eine Violine klingen kann, wenn ein wahrer Meister sie zu spielen versteht.
Mit ihrer träumerischen Zugabe "Als meine Mutter" von Dvorák entließen die Musiker das zahlreich erschienene Publikum in die Nacht.
Frank Schrader, Schwarzwälder-Bote