BÉLA KÉLER (1820-1882)
Der Komponist, Geiger und Dirigent Béla Kéler wurde am 13. Februar 1820 in Bardejov geboren. Nach Studien in Levoča, Debrecen und Prešov errang er 1845 eine Stelle unter den ersten Geigen im Orchester des Theaters an der Wien. Ein Jahr später veröffentlichte er das Opus Nr. 1 seiner insgesamt 139 veröffentlichten Kompositionen und bildete sich stetig in Harmonie- und Kontrapunktlehre weiter. 1854 begann Kélers Karriere als Dirigent im Orchester von Johann Sommer in Berlin, in der folgenden Saison im Lanner-Orchester in Wien. Von 1856 bis 1860 hatte er die Position als Kapellmeister in der Militär-Kapelle des Grafen Mazzuchelli inne. Nach einer kurzen Beschäftigung als Chef eines eigenen Orchesters verließ er Budapest in Richtung Wiesbaden, wo er in seinen letzten 20 Lebensjahren lebte und arbeitete. Ab 1863 leitete er die Kapelle des 2. Regiments des Herzogs von Nassau und später auch das Kur-Orchester. Ab 1873 war er Gastdirigent von Orchestern in London, Manchester, Kopenhagen, Amsterdam, Paris, München, Berlin, Hamburg, Dresden, Leipzig und Zürich. Seine Musik galt damals als gleichwertig zu den Werken der Strauß-Dynastie. Béla Kéler vermachte einen großen Teil seiner Musikalien an seine Heimatstadt Bardejov, wo sie heute zur Sammlung des Šariš-Museums gehören. Die Béla-Kéler-Gesellschaft wurde 2014 gegründet, um Kélers musikalisches Erbe bekannt zu machen.
Der Czardas Erinnerung an Bartfeld, op. 31 enthält das am häufigsten gespielte Thema aus Kéler Werk. Dieses sind 32 Takte, die Johannes Brahms in seinem Ungarischen Tanz Nr. 5 original so verwendet hat, wie Kéler sie geschrieben hatte. Kéler selbst erklärte dazu 1879 an der Hamburger Presse: "Von verschiedenen Seiten wurde mit Befremden bemerkt, so oft ich in den Koncerten meinen Ungarischen Tanz Erinnerung an Bartfeld spielen ließ, wie ich dazu käme, meinen Namen darunter auf das Programm zu setzen, da man allgemein glaubt, das J. Brahms der Komponist des erwähnten Tanzes sei. Um diesem Irrthum, der in der musikalischen Welt vorherrschend ist, zu begegnen und um meine Autorrechte zu wahren, bin ich genöthigt, hiermit zu erklären, dass ich diesen Ungarischen Tanz im Jahre 1858 komponirt und denselben zum ersten Mal seiner Zeit in der Sommer-Arena zu Debreczin aufgeführt habe. Noch im selbigen Jahre erschien der Tanz als opus 31 meiner Komposition in der Musikalienhandlung von Ròzsavölgyi u. Co. in Pest für Pianoforte. Etwa Anfang 1870, also circa 12 Jahre später, hat Herr J. Brahms zehn diverse Ungarische Tänze und unter diesen auch meinen oben erwähnten Tanz (sub Nr. 5 seiner Ungarischen Tänze) vierhändig für Pianoforte arrangirt, die übrigen neun Tänze hat Herr J. Brahms gleichfalls nach bereitsvorhandenenund bei der obigen Firma erschienenen Klavierausgaben für Pianoforte zu vier Händen bearbeitet. Wenngleich die Verdienste, die sich Herr J. Brahms durch die Bearbeitung dieser Ungarischen Tänze erworben, längst von der musikalischen Welt anerkannt sind, und ich als Ungar diese umso höher würdige und schätze, muss doch auch der Komponisten dieser Original-Melodien gedacht werden laut dem alten lateinischen Spruch: Fiat justitia, pereat mundus. Hamburg, im August 1879. Kéler Béla"
Kéler führte sein einsätziges Concertino Tempête et calme (Sturm and Ruhe) als Violinvirtuose in einer Version für Violine und Orchester unter dem Originaltitel Concerto dramatique am 5. Januar 1855 in Berlin auf. Das Werk bezieht sich auf die innere Verfassung eines Menschen. Die Umbenennung zu Tempête et calme wurde durch die Violinvirtuosen Ferdinand Laub, Henryk Wieniawski and August Wilhelmj angeregt, die das Werk für Kéler 1863 in Wiesbaden spielten. Von jedem etwas ist ein Tanz-Quodlibet für Violine und Klavier, geschrieben 1849, mit Steyrische Tänze, Rekruten Marsch, Luzifer-Tänze, Libussa Polka und dem Czardasz Patrioten Gefühle in Folge. Das Konzertstück Die beiden Kunstbrüder für zwei Violinen und Orchester wurde mit den Solisten Kéler Béla und Jozef Dubez im März 1861 in Budapest uraufgeführt. Dubez wird in den Noten als Co-Autor genannt. Das Arrangement für zwei Violinen und Klavier stammt von Pavel Burdych. Die Rakoczy-Ouverture, op. 76 wurde als Einleitung zum Drama Die Gefangennahme des Grafen Franz II Rákóczy von Ede Szigligeti geschrieben. Ihre Premiere fand 1861 bei der Eröffnung des Volks-Theaters Buda statt. Den Walzer Rosige Träume, op.72 für Violine und Klavier schrieb Kéler im März 1854 in Wien. Erst 11 Jahre später bearbeitete Kéler diesen Walzer für Orchester. Für ihn stellte sich Kéler das Bild eines in einer Rosenlaube träumenden Mädchens vor. Der Zyklus Drei ungarische Idyllen, op.134 für Violine und Klavier enthält drei Czardas - Abschied von Nieder-Ungarn, Der Sohn der Haide, Heimaths-Sehnen.